Der Internationale Strafgerichtshof erließ im März einen Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin, weil er die Entführung ukrainischer Kinder überwacht hatte. Als sie dem Antrag des ICC-Staatsanwalts auf Haftbefehle stattgab, stimmte ein Richtergremium darin überein, dass es "begründete Gründe" für die Annahme gebe, dass Putin und seine Beauftragte für Kinderrechte, Maria Alekseyevna Lvova-Belova, die Verantwortung für die "rechtswidrige Abschiebung" ukrainischer Kinder trugen.
Mittlerweile aber haben sich die Beziehungen deutlich verbessert, Putin und Erdogan gelten als befreundet. Die Türkei hat sich zudem nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine als Nato-Staat nicht an den westlichen Sanktionen gegen Moskau beteiligt und sieht sich selbst als Vermittler. Seine Teilnahme am Brics-Gipfel (bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) in Johannesburg in diesem Sommer gilt daher als unwahrscheinlich, da Südafrika die Gerichtsbarkeit des Internationalen Strafgerichtshofs anerkannt hat. Die Türkei wiederum gehört nicht zu den Unterzeichnerstaaten, die den Internationalen Strafgerichtshof anerkennen. Das Land würde den Haftbefehl gegen Putin also mit großer Wahrscheinlichkeit nicht vollstrecken.
Unterdessen wurden nach Angaben der Ukraine erneut 150 Kinder illegal aus der besetzten Region Luhansk nach Russland verschleppt. Das Nationale Widerstandszentrum der Ukraine sagte, die Kinder seien am 8. Juni aus dem Luhansker Bezirk Starobilsk in zwei Zentren im Bezirk Prikuban der russischen Republik Karatschai-Tscherkess gebracht worden. Bisher seien 19.393 Kinder illegal aus den besetzten Gebieten der Ukraine nach Russland überstellt worden, hieß es unter Berufung auf Präsident Wolodymyr Selenskyj vom letzten Monat. Am Donnerstag teilte das Nationale Widerstandszentrum mit, dass in diesem Monat voraussichtlich 750 Kinder aus Luhansk in den beiden Zentren in Karatschai-Tscherkess eintreffen würden. Es hieß auch, dass in den vorübergehend besetzten Gebieten der Ukraine "sogenannte medizinische Untersuchungen" von Kindern durchgeführt würden.
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