Am Rande soll es dort auch einen Festakt zur 50-jährigen Mitgliedschaft Deutschlands in den Vereinten Nationen geben. Der UN-Sicherheitsrat sei beispielsweise das letzte Mal vor 60 Jahren reformiert worden, beklagte Baerbock. Seither sei nicht nur Deutschland wieder vereinigt, auch rund 60 Staaten in Afrika, Lateinamerika und Asien seien den Weg in die Unabhängigkeit gegangen. "Diese Staaten fordern zu Recht Mitsprache und einen angemessenen Platz am Tisch." Das Gleiche gelte für internationale Finanzinstitutionen, Gesundheitsgremien und für Formate wie die G20-Runde führender Wirtschaftsmächte, zu denen etwa auch die Afrikanische Union als ständiges Mitglied an den Tisch gehöre.
Die internationalen Instrumente müssten verbessert werden, "wenn wir heutige Herausforderungen bewältigen wollen", sagte Baerbock. Wenn man bei diesen Fragen dagegen abtauche, "werden andere da sein und sie beantworten", sagte sie mit Blick auf China oder Russland, die sich in afrikanischen und lateinamerikanischen Staaten teils stark engagieren. "China ist vor allen Dingen im Vorteil, wo wir zu wenig anbieten oder zu wenig für unsere Angebote werben", sagte Baerbock.
Die Generaldirektorin der Welthandelsorganisation WTO, Ngozi Okonjo-Iweala, hielt europäischen Regierungen vor, im Vergleich zu China in Ländern des globalen Südens Chancen verpasst zu haben. So sei es auf dem afrikanischen Kontinent Realität, dass die Menschen Auswirkungen von neuer und besserer Infrastruktur durch chinesische Hilfe sehen würden. Zugleich rief die Nigerianerin Baerbock und den Botschafterinnen und Botschaftern zu, multilaterale Institutionen wie die WTO seien Teil eines "magischen Instrumentenkastens", mit dem Brücken zu diesen Ländern gebaut werden könnten.
Mit dem Begriff "Globaler Süden" sind oft Länder in Lateinamerika, Afrika, im Nahen und Mittleren Osten oder in Asien wie Brasilien, Südafrika, Indien oder Indonesien gemeint. Der WTO mit Sitz in Genf gehören 164 Länder an, Deutschland war 1995 ein Gründungsmitglied.
dp/fa