
Seit Wochenbeginn haben mehrere Tausend Bootsmigranten die Insel zwischen Sizilien und Nordafrika erreicht. Allein am Dienstag kamen mehr als 5000 Menschen an - so viele wie noch nie an einem einzigen Tag. Wegen der Nähe zur tunesischen Küstenstadt Sfax gehört Lampedusa seit Jahren zu den Brennpunkten der Migration nach Europa. Der Stadtrat der Insel rief angesichts der zugespitzten Lage am Mittwochabend den Notstand aus.
Zeitweise hielten sich in dem vom Roten Kreuz betriebenen Erstaufnahmelager rund 6800 Menschen auf - in der Kommune Lampedusa, zu der auch die Nachbarinsel Linosa gehört, gibt es knapp 6500 Einwohner (Stand Juli 2023). In dem Camp spitzte sich die Lage am Mittwoch und Donnerstag zu - hinter den Toren drängten sich die Menschen und bei der Essensverteilung kam es zu chaotischen Szenen. Allein am Dienstag kamen mehr als 5000 Menschen an.
Nach den ersten Transfers am Freitagmorgen befinden sich nach Angaben des Roten Kreuzes derzeit rund 3800 Menschen in dem sogenannten Hotspot. Auf Bildern und Videos war zu sehen, wie zahlreiche Menschen am Hafen warten, auf das Festland gebracht zu werden. Valastro betonte, seine Hilfsorganisation tue auf Lampedusa "alles, was es kann, und noch mehr". Er bedankte sich bei den Freiwilligen und Bewohnern der Insel für "Momente tiefer Menschlichkeit und Gastfreundschaft".
Italiens Vize-Regierungschef Matteo Salvini hat die Ankunft von Tausenden Bootsmigranten auf der kleinen Mittelmeerinsel Lampedusa als "Akt des Krieges" bezeichnet. "Es ist keine spontane Episode, sie ist offensichtlich organisiert, finanziert und vorbereitet", sagte der Politiker der rechtspopulistischen Lega-Partei am Mittwochabend bei einer Veranstaltung vor Journalisten.
Es sei kein Zufall, dass so viele Menschen innerhalb von 24 Stunden ankämen, sagte Salvini weiter. Er betonte, bei den Ankünften handele es sich um etwas "Organisiertes, auch um eine Regierung in Schwierigkeiten zu bringen". Man werde nun innerhalb der Koalition darüber diskutieren. Italien wird seit Oktober 2022 von einer Rechtsallianz unter der Führung der ultrarechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni regiert.
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